Diesen Satz habe ich in einem Buch gefunden, das ich gerade gelesen habe und fand ihn so wahr und gut, dass ich ihn euch mal schreiben wollte. Denn wirklich sind es erst die Begegnungen mit Menschen und die Erfahrungen, die man unterwegs macht, die einen prägen, die Kultur etwas näher bringt und sich noch Jahre später an die Zeit erinnern lässt. Ich habe zurück in Chalabesa gemerkt, dass ich hier vielen tollen Menschen begegnet bin und einen Ort gefunden habe, an dem ich viele Erfahrungen machen kann, die mich wohl für mein Leben prägen und an die ich mich immer erinnern werde. Nach 5 Wochen war es wirklich wie nach hause kommen, als ich in Chalabesa aus dem Auto stieg. Es war ein großes Hallo und alle haben sich gefreut mich wieder zu sehen aber was für mich am wichtigsten war: Ich habe mich wirklich gefreut, die Menschen wieder zusehen. Das klingt vielleicht komisch, doch es hat mir gezeigt, dass ich wirklich angekommen bin, hier in Sambia und vor allem hier in Chalabesa. Dass mir die Menschen ans Herz gewachsen sind und einige von ihnen habe ich ehrlich vermisst. Wardy ist auch wieder da. Er war kurz nach mir nach Lusaka gefahren um noch einmal operiert zu werden. Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie ihm sein Bein abnehmen müssen, weil der Knochen total verrottet war, doch die Ärzte haben „nur“ den Unterschenkelknochen rausgeschnitten und durch einen künstlichen ersetzt. Wie genau das funktioniert und so weiter hab ich nicht verstanden. Aber er hat noch sein Bein und kann irgendwann wieder normal laufen. Das Bein ist etwas krumm und noch läuft er auf Krücken, doch ich habe mal wieder festgestellt, dass man fast alles aus seinem Leben irgendwann mal nutzen kann auch wenn es noch so unerwartet ist. So bin ich jetzt froh, dass ich dem kleinen Jungen mit meinen Erfahrungen aus 15 Jahren Handball spielen (vor allem dank der vielen Verletzungen um mich herum) helfen kann. Wir machen jeden Tag ein paar Kräftigungsübungen, damit seine Beinmuskeln wieder aufgebaut werden und er eine richtige Haltung beim Laufen bekommt. Zusätzlich massiere ich ihn immer schön am Fuß und wir machen Bewegungen für die Gelenke, die bei ihm ja seit knapp 11 Monaten nun in Gips lagen. Letzte Woche ist er das erste Mal 5 Schritte ohne Krücken gelaufen. Wir verbieten ihm zwar noch zu oft ohne Hilfe zu gehen, damit er das Bein nicht überbelastet aber es ist toll mit anzusehen, wie er fortschritte macht und immer strahlt, wenn er wieder etwas erreicht hat. Außerdem habe ich noch nie einen Jungen mit solch einem ehrlichen und schönen Lachen gesehen. Unser Ziel ist jetzt, dass wir bevor ich in 6 Monaten nach Deutschland fliege, mindestens einmal richtig Fussball gespielt haben. Ohne Krücken, mit zwei richtigen Mannschaften. Er in der einen, ich in der anderen. Wir haben also noch ein bisschen was vor uns, bevor ich ihn besiegen kann Auch sonst gab es einige Veränderungen in Chalabesa. Wir haben einen neuen Pastor. Bisher gab es zwei „Väter“ hier. Die sind beide versetzt worden und es ist nur ein neuer nachgekommen. Der ist aber sehr sympathisch und hat viele Idee. Es ist seine erste Parish, die er leitet. Er ist also noch recht jung und sehr motiviert. Ich hoffe, dass er auch schafft einige von ihnen umzusetzen. Es ist faszinierend, wie sehr die Menschen hier „Gewohnheitstiere“ sind. Veränderungen stehen sie sehr misstrauisch gegenüber und so wird es wohl für ihn nicht leicht aber mal gucken. Auch Sister Grace ist versetzt worden. Sie war schon weg als ich wieder kam. Weil ihr eine Stelle in Tansania angeboten wurde, wo sie „Sister in Charge“ ist. Das ist so etwas wie die Leiterin eines Klosters und für eine Nonne so ziemlich das höchste Amt, was sie erreichen kann und dann zusätzlich noch im Ausland. So hatten wir leider nicht mehr die Möglichkeit uns zu verabschieden, aber da ihre Familie ja in Chalabesa lebt, wird sie wie es aussieht im Mai oder Juni auf Heimaturlaub kommen. So kam es, dass wir nur noch 3 Schwestern und ich – die Schwestern sagen immer die besondere Novizin- da sind. Seit dem Gespräch vor meinen Ferien und seit Sr. Grace weg ist, komme ich deutlich besser mit Sister Patricia klar. Wir haben einen freundlichen und respektvollen Umgang miteinander gefunden und nach und nach wird dieser Umgang auch immer freundlicher.- vor allem beim miteinander wohnen, was inzwischen gut getrennt ist, was denke ich sinnvoll und wichtig ist. Auch wenn es nicht immer einfach ist, die Arbeit aus dem gemeinsamen Leben rauszuhalten. In der zweiten Woche zurück zu hause hab ich dann meine erste Malaria bekommen, das heißt ich weiß bis heute nicht, ob es wirklich Malaria war. Sister Marta ist sich da sicher und auch die anderen Schwestern meinten es ist eine. Der Schnelltest war erst positiv und dann negativ (ich hab zwei gemacht, um sicher zu gehen, hat mich aber nicht schlauer gemacht) und einen Bluttest habe ich nicht machen können, da wir ja kein Labor hier hatten. Ich hab deshalb vorsichtshalber – Sister Marta hat eh drauf bestanden- die Malariabehandlung genommen und nach 2 Tagen ging es mir auch deutlich besser. Schlimm war die Malaria auch nicht. Zumindest nicht so schlimm wie alle gesagt haben. Das und die Tatsache, dass der eine Schnelltest negativ war, kann aber auch daran liegen, dass ich seit ich hier bin Prophylaxen nehme und die Malaria zwar nicht verhindern aber die Symptome verringern. So war mein einziges Problem nur mein Kreislauf, der so gar nichts mitgemacht hat. So im Keller war ich glaub ich noch nie. Deshalb saß ich die ganze Zeit auf dem Sofa oder in meinem Bett und hab gelesen und gehäkelt. Nach 2 Tagen konnte ich zumindest kurze Strecken gehen und hab in der Küche gesessen und für unsere Maid Gemüse geschnibbelt, was schon wieder lustig war. Also hab ich auch dieses Afrikaabenteuer –was ja angeblich dazugehört- gut überstanden. An dem Wochenende nach meiner Malaria hab ich dann einen Überraschungsbesuch von Carsten und Andreas bekommen, über den ich mich riesig gefreut habe. Wir waren oben auf dem Kirchturm und haben Chalabesa von oben gesehen- sieht aus als wären es nur Bäume- und hatten einen sehr schönen Tag. Bevor dann am Montag wieder die Schule losging. Auch hier hat sich einiges verändert. Ich habe keine eigene Klasse mehr, sondern unterricht zusammen mit Honesty (dem anderen Lehrer) die größeren Kinder. Sister Patricia unterrichtet die kleinen – neuen Kinder. Ich kann noch nicht so recht sagen, ob ich das gut oder schlecht finde. Sister hat zwar ihre Entscheidung so begründet, dass ich ja nun erstmal nicht da bin, weil ich in Tansania auf dem Zwischenseminar bin und die Kinder wären verwirrt, wenn ich erst 2 Wochen unterrichte und dann wieder ein anderer da ist. Ich vermute aber, dass sie mir keine Klasse gegeben hat, auf Grund des Gesprächs am Ende des letzten Schuljahres. Nun werde ich mal abwarten und gucken, wie es ist, mit dem anderen Lehrer zusammen zu unterrichten. Es war zwar nicht mehr Absicht oder mein Ziel, als ich ihr meine Meinung und meine Probleme letztes Jahr gesagt habe, aber nun ist es so und ich muss gucken, ob es klappt oder nicht. Die erste Woche hat gut geklappt. Wir haben einen guten Weg gefunden zusammen zu arbeiten. Vor allem die Sprachprobleme sind dadurch wenigstens gelöst und das erleichtert mir vieles und die Kinder lernen denke ich mal leichter und besser. Die ersten 3 Tage hatten wir 70!!!Kinder. Zum Glück hat die Schwester eingesehen, dass es zu viele sind, -das Hauptproblem war, dass wir nur für 50 Kinder Stühle hatten- daher haben wir jetzt nur noch 50 Kinder. Was mit den anderen ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Auf meine Frage meinten sie nur „At home“ aber was sie ihnen erzählt haben weiß ich nicht. Ich finde, dass 50 durchaus genug sind. Eigentlich sind in meiner Klasse nur die 5 und 6 jährigen. Da aber einige Freunde noch so klein sind, dass sie in der Klasse für die Kleinen nur schreien, haben wir noch einen 2 Jährigen Jungen und ein 3jähriges Mädchen, die bei uns bleiben. Bisher klappt es ganz gut. Ich habe ca. 80% des Tages eines der beiden auf dem Schoss, doch für mich ist es wichtig, dass die Kinder die Schule als etwas postives erfahren. Leider bin ich mit dieser Ansicht alleine. Doch ich hab inzwischen gelernt, dass bestimmte Werte und Normen so verschieden sind. Da muss ich meine ganz deutlich zeigen und kann nur hoffen, dass ich ein bisschen was weitergeben kann. Eigentlich sieht die sambische Eingewöhnung nämlich so aus, dass die Kinder in die Klasse gebracht werden und damit sie nicht wieder weglaufen, wird die Tür abgeschlossen und der Unterricht beginnt. Das Ergebnis ist, dass in der anderen Klasse 40 Kinder weinend und schreiend an der Tür stehen. Mit Honesty komme ich wie gesagt bisher gut klar. Wir versuchen einen Weg der Teamarbeit zu finden- ein langer Prozess aber ich denke wir sind auf dem richtigen Weg. Nur an den Erziehungsstil muss ich mich noch „gewöhnen“, da für ihn schlagen die Lösung zu allem ist. So ist einfach die Kultur hier und ich weiß inzwischen, dass ich das nicht ändern kann. Doch leben kann ich damit auch nicht und so versuche ich immer wieder auf ihn einzuwirken, wenn er wieder auf der suche nach einem Stock ist. Und es tut mir im Herzen weh, wenn die Kinder hinterher bzw. schon dabei weinen. Nach den 2 Wochen Schule sind für mich schon wieder 3 Wochen frei. Ich bin gespannt, wie es ist, wenn ich wiederkomme und hoffe, dass es so weiter läuft, wie die letzten knapp 2 Wochen. Zunächst mache ich mich jetzt aber heute Abend erstmal auf den Weg auf eine neue Reise und bin mir sicher, dass es viel gibt, was ich erleben werde und auch sehen werde, denn schon die 40 stündige Fahrt mit der TAZARA- Eisenbahn von Mpika nach Dar es Salaam klingt interessant und abenteuerlich. Also auf geht’s nach Tansania. Ich werde euch anschließend berichten Bis dahin schick ich euch ganz liebe Grüße Eure Franzi P.S. Da ich jetzt einen Laptop- dank Anna- in Chalabesa habe, hab ich auch etwas mehr Zeit und Möglichkeiten für meine Fotos und habe –dank Carsten- Picasa entdeckt und kennen gelernt. Die Fotos sind also jetzt immer in Alben sortiert und ihr kommt zu den Alben wenn ihr auf der Seite „Fotos“ die Zeile unter den Fotos anklickt oder hier auf der Seite auf den Link „Fotos aus Sambia“ klickt. Ich hoffe es klappt. Sonst sagt bescheid und ich muss noch mal ein bisschen was lernen
Das interessante am Reisen, ist nicht das, was man alles sieht, sondern das was man unterwegs erlebt.
29. Januar 2010 von franziskaleidreiter
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