6 Wochen ist es nun schon wieder her, dass ich das letze Mal in der Stadt war.
6 komplette Wochen war ich “nur” in Chlabesa. So lange am Stück war ich bisher noch nie dort. Immer bin ich zumindest für einen Tag mal nach Mpika gekommen. Jetzt könnt ihr euch fragen, was passiert ist. Auto kaput? Strasse wegen Regen nicht befahrtbar? Nein. Es hat schlichtweg einfach immer nicht gepasst, wenn das Auto nach Mpika gefahren ist. Oder ich hatte an dem Tag keine Lust in die Stadt zu fahren und wenn ich ehrlich bin, wollte ich mich selbst auch ein bisschen Testen, wie lange ich es schaffe am Stück im Dorf zu sein. Ohne Internet und extreme eingeschränkten-in letztes Zeit auch extreme schlechtem- Handynetz.
Ich habe festgestellt, dass die Zeit erschreckend schnell vergangen ist und ich das Internet kaum vermisst habe, In einigen Situationen ware es zwar hilfreich gewesen, wie bei dem Versuch Bewerbungen zu schreiben, doch insgesamt lebt es sich ganz gut so einfach ohne grossen Luxus.
Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass ich immer etwas zu tun hatte.
Wäre ich in den ersten Monaten noch schirr verzweifelt und vermutlich zu fuss losgelaufen in die Stadt, wenn ich so lange Zeit nicht raus gekommen ware, dann auch noch mein letztes Buch ausgelesen hatte (Danke Oma für den Nachschub, allerdings hab ich ihn inzwischen auch schon wieder durchJ), so nehme ich es jetzt recht locker und hackle einfach statt lesen oder suche mir eine andere Beschäftigung.
Nun, was habe ich 6 Wochen im Busch getrieben?
Morgens war ich, wie seit August ja immer, in der Pre school. Wie es dort läuft später.
Meine Nachmittage verbringe ich zum Grösstenteil in der Klinik, wo ich inzwischen mitarbeite. Es ist wahnsinn, wie hilfreich ein “Tape-“Lehrgang sein kann. Als ich den vor knapp zwei Jahren gemacht habe, dachte ich eher an die Sporthalle und den Handball. Ganz sicher nicht, dass ich es im Busch in Afrika mal gebrauchen kann. Doch inzwischen verbinde ich regelmässig Wunden, stabilisiere mit Tapeverbänden und helfe bei Geburten. Bei den Geburten haben die Frauen in der Regel mehr Ahnung als ich. So bleibt mir nur das daneben stehen und helfen, so gut ich kann, beruhigen und Baby auffangen, baden und wärmen, wenn sie es geschafft haben.
Ich glaube, es gibt kein Gefühl, das so unbeschreiblich und schön ist, wie ein Kind im Arm zu halten, das noch gar nicht ganz auf der Welt ist bzw. gerade diese Welt erblickt hat. Diese kleinen Wesen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben. Teilweise tun sie mir auch leid. Weil sie noch gar nicht wissen, was noch alles auf sie zukommt. Doch ist es auch ein neues Leben. Eine neue Hoffnung für die Menschen hier.
Ich stele täglich fest, wie gut wir es in Deutschland haben, so ein tolles Gesundheitssystem zu haben und wie extreme gut wir abgesichert sind. Nun schütteln einige den Kopf und woollen Gesundheitsreformen. Ja, aus Deutscher Sicht bestimmt. Doch wenn man sieht, wie die Menschen hier versorgt warden, dann haben wire s ganz schön gut. Was wurde in Raisdorf während meines Praktikums getestet, bis ein Kind richtig mit epelepsiemedikamenten eingestellt war. Hier haben wir einen Jungen gehabt, der während eines Anfalls in die Kochstelle gefallen ist und extreme Verbrennungen hatte. Die Verwandten haben uns erstmal erzählt, das ser von Geistern besessen ist und deshalb diese Anfälle hat. Sicher doch… Zum Glück waren sich alle in der Klinik einig, dass es Epelepsie ist. Doch er hat dann auf gut Glück Medis bekommen. Wie viel wurde geschätzt und welche, hing davon ab, was da war. So wurde ausprobiert, wie er am besten eingestellt ist. Der Junge ist – ich vermute auch auf Grund der vielen Anfälle in seinen letzten 14 Lebensjahren – geistig behindert. Doch seine Haut wird immer besser und am Ende haben wir sogar ein paar leichte Spiele zusammen gespielt.
Zwei Jungen, die wir hatten, waren wegen extremer Unterernährung bei uns. Die Bilder von Unicef oder den 3. Welt Organisationen sind zwar heftig, doch wenn man einen 15. jährigen vor sich hat, der noch knapp 10 kilo wiegt ode rein Baby, dass 14 Monate ist, doch als ich es gesehen habe, dachte ich höchstens 6 bis 8 Monate. Beide konnten nicht laufen waren total aufgeschwemmt und kaum ansprechbar, so schwach.
Anfangs wollten sie gar nichts essen. Doch inzwischen essen sie, als wenn sie die letzten Mahlzeiten nachholen müssten und sehen immer besser aus. Das Baby fängt an den Kopf alleine zu halten und stützt sich auf die Arme. Der ätere Junge fährt im Rollstuhl alleine durch die Gegend und jeden Freitag, wenn ich mich mit einigen Kindern und Jugendlichen zum Fussball spielen treffe, nehme ich ihn mit und er draf Schiri spielen. Ihr glaubt gar nicht, wie stolz ein Kind sein kann.
Ausserdem habe ich einmal in der Woche eine Mutter-Kind-Gruppe, mit 20 HIV-positiven Müttern und inzwischen 51 Kindern zwischen ganz klein und ca 7 Jahre. Es macht tierisch Spass, auch wenn ab und zu die Sprachprobleme etwas hinderlich sind. Wir treffen uns zum Spielen, Basteln oder Kochen, tauschen uns aus und ich versuche ein bisschen Aufklärung bezüglich HIV Übertragung auf die Kinder und den Umgang mit den Kindern zu machen.
Tja und so ist meine Woche inzwischen gut ausgeglichen, zwischen Aufgaben, die mich beschäftigen und die mir Spass machen und Zeit für mich, die ich inzwischen gelernt habe, zu geniessen und zu schätzen.
Und, was auch wichtig ist: ich habe einen Ausgleich zur Preschool.
Die Arbeit mit den Kinds macht mir inzwischen richtig Spass. Ich habe lange dafür gearbeitet, ein Verhältnis zu ihnen aufzubauen, in dem sie mich resprektieren, Ernst nehmen (auch wenn sie ganz genau wissen, dass ich sie nicht schlage. Egal, was sie gemacht haben oder wie sauer ich mit ihnen bin) und ich mit ihnen doch rumalbern kann. Es ist faszinierend, wie neugierig Kinder sind bzw. auf was für Ideen sie kkommen. So habe ich mit fünf Mädchen eine ganz besondere Mathestunde gehabt, als wir geguckt habe, wer von uns wieviele Finger, Zehen, Arme, Beine, Nasen, ect. hat. Entstanden ist das ganze, weil eine festgestellt hat, dass auch ich – als Weisse- 10 Finger habe. Sie waren total fasziniert, dass unsere Körper eigentlich gleich sind. Nur die Hautfarbe nicht. Ganz nebenbei haben wir die Zahlen geübt. Die Arbeit morgens in der Schule macht also Spass, auch wenn die letzten drei Wochen wieder ein ziemlicher Kampf war. Das Problem ist ganz einfach beschrieben: Ich bin eine Frau und trotzdem denke ich eigenständig, habe eine eigene Meinung und handel auch nach dieser Meinung bzw. Überzeugung.
Deshalb kommt es immer wieder zu Konflikren , wenn ich in einer Situation etwas sage, was nicht dem Denken und Willen des anderen Lehrers entspricht, mit dem ich ja in einer Klasse arbeite. So lange ich brav das tue, was er sagt. Nichts wiederspreche oder gar Ideen äussere, läuft die Teamarbeit, auf die er so grossen Wert legt, super. Doch wenn nicht, bin ich plötzlich unerwünscht, mein Aufenthalt sinnlos, ich faul, arrogant oder wie alle Weissen eben (einige der Ausdrücke, die ich mir anhören durfte) Eigentlich dachte ich, dass es ein Problem zwischen uns ist, doch gestern (Dienstag) hat die Sister mir dann gesagt, dass sie nicht mehr möchte, dass ich unterrichte. Ich soll mir zum nächsten Term (ab Mai) einen neuen Job suchen, da ich die Kultur nicht kenne und die Abläufe nicht kenne. Dass sie mir ncihts erklärt, ich die Abläufe nicht aus ihren Gedanken lesen kann und in einer fremden Kultur aufgewachsen bin, dass vergisst sie dabei leider. Eine so andere Kultur kann man meiner Meinung nach nicht in 8 Monaten komplett kennenlernen und verstehen.
Unterstützung habe ich von ihr nie bekommen und deshalb ist es wohl besser, wenn ich nach meinem Urlaub nicht mehr dort arbeite, denn ich habe ehrlich gesagt auch keien Lust, irgendwo zu arbeiten, wenn ich weiss, dass ich nicht erwünscht bin.
Sister Marta hat schon gesagt, dass ich nach meinem Urlaub, dann in der Klinik und im Home Base Care voll arbeiten kann und ich freue mich auf die arbeit, auch wenn ich es schade finde und enttäuscht bin, dass meine Aufgabe in der Preschool so endet.
Das soll aber nicht heissen, dass es mir nciht gut geht, oder dass ich mich nciht mehr wohl fühle. Dess es gibt in diesem kleinen Dorf immer mehr Menschen, die mir wichtig sind und die mir zeigen, dass es schön ist, dass ich hier bin. Von denen ich weiss, dass sie es ehrlich meinen, wenn sie freundlich zu mir sind. So wie die Schwestern, einige Mitarbeiter in der Klinik, der Priester und viele andere Menschen. Es sind die kleinen Momente, die mich einfach nur glücklich machen und in denen ich plötzlich realisiere, dass ich meinen Traum, in Afrika zu leben gerade erlebe. Situationen, wie ein Spaziergang durchs Dorf, mit den vielen kleinen Gesprächen oder Begrüssungen, die anstrengend sein können, doch so ehrlich erfreut sind. Oder wenn ich höre, wie meine (ehemaligen) Kinder nachmittags englische Sätze wiederholen. Wardys lachen, wenn ich ihn dazu zwinge richtig zu laufen und nicht zu humpeln oder er mir hilft meine Wäsche zu waschen. – Er ist darin besser als ich- ode die alten Menschen, die so glücklich sind, wenn ich drei Worte auf Bemba mit ihnen spreche und dann auch noch verstehe, was sie sagen- das macht mich dann auch noch stolzJ
Etwas schlimmes ist doch noch passiert. Meine beiden Katzen sind tod. Sie waren zwei Tage ganz doll krank und am dritten Tag haben wir dann die locale Einschläferung gemacht. Sie wurde kurzerhand erschlagen. Eine Woche später ist das gleiche mit der anderen passiert. Doch zwei kleine Babys bleiben bei uns und werden dieses mal nicht gegen Hühner eingetauscht.
Ahja und dann war ja letztes Wochenende Ostern.
Wie Weihnachten auch, haben wir grosses Freiwilligen-Ostern gefeiert. Dieses Mal in Chalabesa. Franzi war aus Ndola zu besuch, Carsten, Susi, Andreas und JB waren aus Mpika angereist. So war es seine gute Mischung, aus extreme katholisch und traditionell sambisch und etwas europäischer Einfluss. Ich glaube ich war zwar noch niemals so oft und so lange in der Kirche. Gründonnerstag 3,5 Stunden Messe, Karfreitag dann morgens Kreuzweg beten (hatte ich auch noch nie gemacht) und abends Messe 3 Stunden. Samstag war dann der Rekord. 4 Stunden und 25 Minuten Gottesdienst und Sonnstag hatten wir dann Glück und Sister Marta hat mit uns in der Kapelle einen kurzen Gottesdienst von einer Stunde gemacht. Sonst wären es auch nochmal 3 stunden geworden. Das alles wird noch dadurch getoppt, dass es auf Bemba ist und ich nichts verstanden habe. Dann können 4 stunden ganz schön lang sein kann ich euch sagen. Trotzdem war es ein wunderschönes Osterfest, besonders, weil die Anderen da waren. Es tat einfach sehr gut und ich geniesse es jedes mal, wenn Turbel in Chalabesa ist und ich Gelegenheit habe, die anderen zu sehen, wir uns austauschen können…
Tja und so ist viel passiert in den letzten Wochen.
Nun habe ich –mal wieder –UrlaubJ auf Grund der neusten Entwicklungen in der Schule vielleicht auch besser so etwas abstand erstmal zwischen die sister und mcih zu bringen. Ich werde erstmal ein paar Tage in Mpika sein und dann nächste Woche mit Susi nach Namibia fahren, wenn denn alles klappt. Es wird eine improvisierte und spontane Reise, da wir noch nicht wirklich irgendwas geplant habe aber das macht die Sache ja spannend und wie wir von unseren letzten Reisen wissen, passiert meist so wieso alles anders als man plant also planen wir gar nicht erst und gucken was kommtJ ich werde es euch berichten.
Bis dahin sende ich euch liebe und sonnige Grüsse, denn die Regenzeit ist nun so langsam zu ende und die Sonne scheint wieder mehr und mehr.
Ich denke weiter ganz doll an euch und hoffe es geht allen gut!
Liebe Grüsse aus Sambia
Eure Franzi
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