Hallo ihr Lieben,
Bevor ich mich Freitagabend mit Carsten auf den Weg nach Lusaka mache und dort meine Eltern in Sambia in Empfang nehme, schreibe ich euch noch kurz, wie es mir hier geht und was es so Neues gibt.
Ich merke, dass es so langsam dem Ende entgegen geht und so habe ich zwei Projekte bereits beendet.
Zum einen hatte ich mit einigen Kindern im Dorf ja einen eigenen kleinen Chalabesa Football World Cup gespielt und zum anderen habe ich mich einmal in der Woche mit einer Gruppe von HIV Positiven Frauen getroffen und so eine Art Mutter- Kind- Gruppe gemacht.
Da ja seit letztem Wochenende endlich die WM begonnen hat, haben wir unser kleines Finale die vorige Woche gemacht. Bei uns ist Tansania Weltmeister geworden. Wir hatten uns jede Woche auf dem Fussballplatz in Chalabesa getroffen und zwei Nationen gegeneinander spielen lassen. Ich hab immer Fahnen mit Wardy gemalt, von den beiden Teams, die gespielt haben. Dann hatten wir einen Fanclub, der mit Trommeln und Liedern angefeuert hat und so haben wir eine etwas andere WM gespielt. Im Finale spielten dann –natuerlich- Zambia gegen Tansania. Hier war es nicht so wichig, dass die Teams in der Realitaet auch gut spielen, sondern eher, dass die Kinder die Laender auch kennen. Auf einem Weltball hab ich immer geguckt wo was liegt und am Finaltag wurde eine grosse Party gehalten. Die Frauen haben das traditionelle Mukojo (keine ahnung ob das so richtig geschrieben ist) und Nshima verteilt. Es wurde getanzt und gesungen und richtig angefeuert. Ein sehr sehr schooner Nachmittag und auch wenn nicht alle verstanden haben, was der Weltcup wirklich ist, schliesslich haben die meisten keinen TV und viele wissennur das, was in Chalabesa so los ist. Die Welt “draussen” verstehen sie nicht so recht und so wissen sie zwar, dass die WM in Africa stattfindet, dass es was besonderes ist. Doch nicht alle haben wirklich einen Bezug dazu. Doch es war fuer alle eine schoene Abwechslung.
Mit meinen Frauen habe ich den etwas verfruehten Abschied mt Absicht gefeiert, da wir leider keinen gefunden haben, der die Leitung dieser Gruppe uebernimmt. Die Freiwillige, die eigentlich nach mir aus Deutschland kommen sollte, moechte doch nicht und die Sisters sind zu beschaeftigt. Doch zu meiner grossen Freude wollen die Muetter versuchen die Gruppe selbst weiterzufuehren. So haben wir letzten Montag unser letztes Treffen gemacht und ab naechster Woche werden Sie sich jeden Samstag treffen. Da ich die naechsten 3 Male nicht da bin, its e seine erste Probe, sich selbstzuorganisieren. Dann bin ich noch 3 Wochen ca in Chalabesa und stehe ihnen als Ansprechpartnerin zur Verfuegung. Ich hoffe, dass sie den uebergang so gut schaffen, denn besonders fuer die HIV positiven Frauen, deren Kinder oft ebenfalls betroffen sind, ist es sehr wichtig, dass sie zusammenkommen, sich austauschen, sich helfen und oft leider auch troesten.
Vor 2 Wochen z.B. ist eines der Babys an Aids gestorben. Auch wenn die Muetter wissen, dass die Krankheit toetlich ist, ist es doch immer ein Schock und Betroffene koennen nochmal ganz anders trostspenden, wie nicht betroffene.
Unser letztes Treffen war aber nochmal sehr sehr schoen. Ich hab die Kinder und Frauen wirklich liebgewonnen. Zum Abschied hab ich ihnen die ganzen Materialien ueberreicht, die ich mit der Zeit gebastelt hab, zum spielen mit den Kindern. Wir haben alle zusammen ein letztes Mal gekocht und dann hab ich ihnen noch Kinderlieder auf Englisch beigebracht, die sie ebenfall von mir in einemBuch bekommen haben.
Ich fand es ein sehr trauriges und komisches Gefuehl, die Gruppe allein zu lassen, weil es mein “grosses” Projekt hier war, das mir eine Aufgabe gegeben hat und nach dessen Anfang ich mich endlich hier zu hause gefuehlt habe, da es etwas sinnvolles war, dass ich tun konnte. Nun hoffe ich, dass sie es schaffen weiterzumachen.
Ansonsten musste ich in den letzten Wochen zwangsweise lernen, mit dem Tod umzugehen, was ich nicht wirklich erfolgreich geschafft habe… Bei uns im Dorf sind viele Menschen gestorben und ich tue mich sehr schwer damit, zu akzeptieren, dass viele von ihnen wohl noch leben koennten, wenn es den Gesundheitsstandart aus Europa hier geben wuerde. Ich weiss natuerlich, dass das noch ein sehr langer We gist, doch es ist schwer zu akzeptieren, dass ein Baby stirbt, weil die Eltern nicht wussten, dass sie es ins Krankenhaus bringen muessen, bzw weil der Weg mit knapp 30km ohne Auto oder Fahrrad zur naechsten Aerzlichenversorgung einfach extreme weit ist. Manchmal eben zu weit. Eine Mutte kam ins RHC und hat mir auf dem Gang ihr 4 jaehriges Kind in den Arm gedrueckt und bevor ich fragen konnte, was los ist, woher sie ist oder sonstiges, hat das Kind noch einmal aufgeatmet und war tod. Eine andere Frau ist bei der Geburt gestorben. Zwei Tage spaeter haben wir erfahren, dass die Tante und der Onkel des Kindes, die sich dem Waisen angenommen haben, das Kind nicht versorgt haben und es nach 6 Tagen ebenfalls gestorben ist. Dann ist wie gesagt, ein Baby aus nserer HIV Gruppe gestorben.
Es waren alles Faelle, die mit Wissen, Mitteln und Fachkraeften vielleicht vehindert warden koennten.
Eine Frau ist vor 10Tagen von einem Motorrad angefahren worden und toedlich verletzt worden bei uns in chalabesa. Obwohl der Fahrer nichts dafuer konnte bzw nicht wirklich schuld war, weil er wohl ein Schlackloch uebersehen hatte und beim Sturz in die Frau auf dem Fahrrad reingerutscht ist, wollten einige Menschen ihn daraufhin umbringen. Die Polizei hat ihn und seine Familie zur Sicherheit mit nach Mpika genommen. 3 Tage spaeter aenderte sich dann alles, den nein Mann hat an der Unfallstelle eine schwarze Mamba gefunden und noch eine zweite im Haus der verstorbenen Frau. Daraufhin war fuer die Menschen alles klar. Die Frau ist auf Grund von “bad Spirit” gestorben und nicht durch den Unfall. Der Ort war verhext. Wenigstens ist der Mann nun nicht mehr bedroht. Mich fasziniert es immer wieder, woran die Menschen glauben und dass sie so fest von der witchcraft ueberzeugt sind.
Ansonsten ist das Leben in Chalabesa seinen gewohnten Lauf gegangen. Morgens Preschool und nachmittags RHC die Tage vergehen so und mir gehts gut. Einen Tag war ich letzte Woche mit Sister Marta zur “Under5” in den Outstations und hab ihr geholfen. Ich find die Arbeit immer total spannend und hab es das erste Mal in Sambai erlebt, dass zwei Vaeter mit ihren Kindern zur Vorsorge gekommen sind. Wow!!!An solchen Erlebnissen merkt man, dass einige Programme vielleicht doch zumindest kleine Erfolge haben.
Achja, da hätte ich das Highlight beinah vergessen;) Wir haben nun eine Waschmaschine in Chalabesa. Ja, So eine richtige. Man muss zwar das Wasser zuschütten und es geht auch nur wenn richtig gut Sonne da ist, weil der Strom sonst nicht reicht und TV gucken geht abends auch nur 20min. Wenn die Maschine tagsübergelaufen ist… Doch immerhin heißt es nicht mehr schrubben und ich hab keine Blasen mehr an den Händen;)
Nun freue ich mich auf zwei Wochen Urlaub mit Mama und Papa und darauf ihnen mein afrikanisches Zuhause zuzeigen.
Ich schicke euch allen ganz liebe gruesse und freue mich euch bald wiederzusehen, denn die Zeit rennt wirklich dem ende entgegen. Mit einem weinenden und einem lachenenden Auge.
Eure Franzi
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